Das Wünschewagen-Jahr 2020

22.12.2020
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Letzte Wünsche trotz Corona mit dem ASB Hamburg Wünschewagen
Foto: Toni Gunner

Ein Jahresrückblick von A bis Z  

Alternative Wunscherfüllung: Weil auch der Wünschewagen aufgrund der Corona-Pandemie zwischenzeitlich zum Stillstand gezwungen war, erfüllte das Wünschewagenteam letzte Wünsche aus der Ferne. Eine Dame, die eigentlich noch einmal einen Ausflug in die Natur machen wollte, erhielt einen bunten Strauß mit einem Frühlingsgedicht ins Pflegeheim. Für eine krebskranke junge Frau, die Sehnsucht nach der Ostsee hatte, riefen wir unser Netzwerk zum Helfen auf: Die neunjährige Ida aus Damp schickte Muscheln, Sand und Ostseewasser. Die Freude war groß, auch wenn es nicht dasselbe war, wie nochmal an der Ostsee sein. 

Das alternative Angebot gilt weiter, solange es Einschränkungen gibt: Wir bringen Sehnsuchtsorte, Erinnerungen oder geliebte Menschen auf andere Art und Weise zu den Betroffenen ins Hospiz, ins Krankenhaus oder nach Hause.

Bunt war wieder die Art der Wünsche, die an uns herangetragen wurden: Ostsee, Nordsee, Stadtrundfahrt, Miniaturwunderland, Hochzeit, Pferdehof, Abschied von Kollegen, Familienbesuche, Kneipenbesuch und viele mehr. Insgesamt 38 Wünsche erfüllte der Hamburger Wünschewagen 2020.

Crazy Devils – so heißt die Kneipe, die Vera M. noch einmal besuchen wollte. Bis letztes Jahr stand die 88-Jährige hier noch hinter dem Tresen und schenkte Bier aus, plauderte mit ihren Stammgästen, hörte sich Sorgen und Nöte an. Ende August holten zwei Wunscherfüller sie im Hospiz ab und begleiteten sie mit dem Wünschewagen in ihre ehemalige Kneipe in Eimsbüttel. Geschlossene Gesellschaft! Alte Stammgäste und Freunde kamen. Und Vera M. berichtete den neuen Betreibern, wie es hier früher war, damit die Erinnerung nicht verloren geht. Am Ende schoben die Wunscherfüller sie im Rollstuhl ein letztes Mal hinter den Tresen.

Ehrenamtliche – ohne sie läuft nichts. 39 freiwillige Wunscherfüller waren in diesem Jahr ca. 1100 Stunden im Einsatz. Sie begleiteten Fahrten, halfen beim Fahrzeugumbau, unterstützen mit Ideen und Inspiration.

Familie, Freunde, Weggefährten treffen –– der Abschied von Angehörigen und Freunden gehörte auch im Jahr 2020 zu den häufigsten Wünschen. 17 der 38 durchgeführten Wunschfahrten führten unsere Fahrgäste zu Menschen, die ihnen wichtig sind.  Taufe des Enkels, Abschied von der Schwester, mit der Ehefrau nach Sylt, Familientreffen ans Zollenspieker Fährhaus, Alstertour mit einem Freund, Konfirmation des Enkels

Glückliche Gesichter und tiefe Dankbarkeit zeigen, dass wir gemeinsam mit Spendern, Ehrenamtlichen und weiteren Unterstützern genau das Richtige machen.

Hagenbecks Tierpark war für Richard B. 14 Jahre lang wie ein zweites Zuhause. Er liebte die Arbeit als Pförtner, die Begegnung mit vielen unterschiedlichen Menschen und die Zusammenarbeit mit den Kollegen. Ende August konnte der 69-Jährige mit Hilfe des Wünschewagens von ihnen Abschied nehmen. „Das ist mein letzter Tag und deshalb wollte ich nochmal in den Zoo kommen. Alles noch mal besuchen, alles noch mal sehen…“ Zwei Tage später verstarb Richard B. zu Hause im Kreise seiner Familie, wie seine Frau uns mitteilte. Sie betonte noch einmal, wie wichtig ihm der Abschied von den Kollegen war.

Individuelle Vorbereitung ist mit der Corona-Pandemie noch wichtiger geworden. Ob eine Fahrt möglich ist, hängt u. a. vom Allgemeinzustand des Fahrgastes, von den aktuellen Kontakt- und Reisebeschränkungen und natürlich vom Wunsch ab.

Jeder kann den Wünschewagen unterstützen: Menschen, die mit ihrer Spende das Projekt am Leben erhalten, die mitgestalten, originelle Ideen entwickeln  und  die Idee des Wünschewagens weitertragen.   

 Kleiner Bruder – Im Frühjahr bekam der Wünschewagen Nachwuchs: einen nagelneuen VW Polo, den die Kath Gruppe sponsert. Mit dem Begleitfahrzeug haben Angehörige die Möglichkeit, ihre Liebsten auf dem letzten Ausflug zu begleiten.
Zudem benötigen wir den Pkw für die Fahrt zu Erstgesprächen und für Besorgungen.

Lockdown: Zustand des Stillstands und der Ruhe. Und leider auch der Einschränkungen, Isolation, Einsamkeit. Die „Vollbremsung“ der Gesellschaft war für das Wünschewagenteam ein Grund mehr, für andere Menschen da zu sein. Via Telefon, via E-Mail oder Online-Meetings hielten wir Kontakt zu  Ehrenamtlichen und Spendern, sprachen mit Pflegeeinrichtungen und Angehörigen über die Möglichkeiten, letzte Wünsche zu erfüllen. Für 9 Wochen war der Wünschewagen ins Homeoffice gezwungen.

Mund-Nasen-Schutz, Desinfektion, Hygiene sind uns im Laufe des Jahres in Fleisch und Blut übergegangen. Der Schutz unserer ehrenamtlichen Fachkräfte und unserer Fahrgäste ist oberstes Gebot. Um den Wünschewagen unter den besonderen Anforderungen weiterhin qualifiziert und sicher einsetzen zu können, erstellten wir ein Hygienekonzept. Menschliche Nähe schenken, das geht auch mit FFP2-Maske.

NDR-Talkshow: Unsere ehrenamtlichen Wunscherfüller Ramona Kühne und Christian Wapenhensch erweiterten Ende Februar die illustre Promi-Runde der NDR-Talkshow und berichteten, warum und wohin sie schwerkranke Menschen im Wünschewagen begleiten und welche besonderen Momente sie dabei erleben. Am Ende gab es für die beiden Ehrenamtlichen eine Überraschung: Angehörige von Fahrgästen sagten vor der Kamera Danke.

Ostsee und Nordsee zählten wieder zu den bedeutendsten Sehnsuchtszielen. Zehn der insgesamt bisher 38 Fahrten gingen an die Küste, unter anderem nach Cuxhaven, Sylt, Schönberg, Neustadt/Holstein, Kühlungsborn, Sierksdorf und auf den Darß.

Pferde und die Liebe zu den Vierbeinern begleiteten Petra W. ein Leben lang. Der größte Wunsch der 63-Jährigen war deshalb ein Besuch im Pferdestall. Einmal noch die weiche Pferdeschnauze berühren, die Hand in der Mähne vergraben, den Stallgeruch einsaugen…. Trotz ihrer Krankheit genoss Petra W. diesen Tag mit allen Sinnen und in vollen Zügen.

Qualifizierte Fachkräfte aus der Pflege und dem Rettungsdienst begleiten die Fahrgäste im Wünschewagen. Viele neue Interessierte stehen in den Startlöchern. Aufgrund der Corona-Krise konnten wir in diesem Jahr aber nur eine einzige Schulung durchführen. Wir machen uns Gedanken über neue Formen der Schulung.

Reiselust staute sich in diesem Jahr bei vielen von uns an.  Unsere Fahrgäste zeigten uns, dass man nicht weit fahren muss, um Momente der Entspannung und Freude zu finden.

Selbstbestimmung am Lebensende unterstützen, das ist unser Ansatz. Deshalb klopfen wir genau ab, ob ein Wunsch wirklich der Wunsch des Betroffenen ist. Oder ob es die Angehörigen sind, die es gut meinen. Überraschungen für Betroffene realisieren wir nicht.

Treue Unterstützer, Dauerspender und Mehrfachspender haben uns in diesem Jahr viel Mut gemacht, unsere gemeinsame Mission zu erfüllen.

Unglaublich viel Zuspruch und Wunschanfragen haben uns nach dem ersten Lockdown erreicht.

X-mal haben wir dieses Jahr den Wünschewagen zusätzlich desinfiziert und unsere Wunscherfüller mit Masken und Hygienematerial ausgestattet, um Wunschfahrten trotz Corona sicher durchführen zu können.

Zusammen haben wir in diesem besonderen Jahr viel Gutes bewirkt. Und zusammen können wir dafür sorgen, dass 2021 viele weitere letzte Wünsche wahr werden. Nicht nur virtuell und mit Abstand.

Kontakt
ASB Sozialeinrichtungen (Hamburg) GmbH

Abteilung Kinder und Jugend

Heidenkampsweg 81
20097 Hamburg

Telefon: +49 40 83398 238
Fax: +49 40 83398 2533
Ansprechpartner

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