Pflege ist mehr wert! Bündnis aus ASB, Diakonie und ver.di für angemessenen Lohn und Wertschätzung für alle Pflegekräfte
In Würde alt werden – im eigenen Zuhause, betreut und gepflegt von gut bezahlten, engagierten und qualifizierten ambulanten Pflegekräften – ist das in Zukunft nur noch eine Utopie? Derzeit unterbieten sich Hamburger Pflegedienst-Anbieter gegenseitig mit Dumpinglöhnen. Nur noch knapp 20% der Beschäftigten werden nach Tariflohn bezahlt. Und die Pflegedienste, die ihre Beschäftigten nach Tarif bezahlen, geraten immer stärker unter Druck, denn die Konkurrenzfähigkeit steht auf dem Spiel.
Für die Beschäftigten in der ambulanten Pflege bedeutet dies neben wachsendem Zeitdruck und steigender psychischer Belastung deutlich sinkende Stundenlöhne, keine geregelten Arbeits- und Urlaubszeiten und keine betriebliche Altersversorgung.
Um den Dumpinglöhnen und Billigangeboten in der Pflege Einhalt zu gebieten, hat sich unter dem Motto „Pflege ist mehr wert“ ein Bündnis aus ASB, Diakonie und ver.di zusammengefunÂden.
Auf einer ersten Veranstaltung am 2. November mit der Überschrift „Angemessener Lohn und Wertschätzung für alle Pflegekräfte“ fordern sie gemeinsam ein Ende der Dumpinglohnspirale, einheitliche Tarifbindung für alle Pflegedienste und mehr öffentliche Anerkennung der Pflegeberufe.
Stefan Rehm, Vorstand Diakonisches Werk Hamburg: „Es muss mehr Geld ins System. Mehr Geld, damit für Pflegebedürftige mehr Zeit da ist und mehr Geld, damit tarifliche Vergütungen abgesichert werden. Durch die Leistungssteigerungen im Zug der Reform der Pflegeversicherung wird zwar die finanzielle Situation der Pflegebedürftigen verbessert bzw. wird der Sozialhilfeträger entlastet. Auf der anderen Seite müssen auch die Arbeitsbedingungen der Pflegekräfte verbessert werden - durch bessere Stellenschlüssel in der stationären Pflege im Heim und durch eine Erhöhung der Punktwerte im ambulanten Bereich. Nur durch eine Erhöhung dieser Punktwerte können die Pflegekräfte aus der Motivation den Beruf ausüben, aus der heraus sie ihn gewählt haben: Menschen zu helfen und sie nicht nur zu verwalten.“
Knut Fleckenstein, Geschäftsführer des ASB Hamburg:
„Wenn die Pflegerinnen und Pfleger nur für das reine Handwerk bezahlt werden und keine Sekunde Zeit mehr für persönliche Zuwendung bleibt, stimmt etwas nicht. Wer will noch diesen Beruf erlernen, wenn all das Schöne, das damit verbunden ist, systematisch kaputt gespart wird? Wie menschlich unsere Gesellschaft ist, zeigt sich gerade auch am Umgang mit den Pflegebedürftigen. Sie haben keine Lobby und sind darauf angewiesen, dass ein Umdenken stattfindet. Die erste Frage darf daher nicht sein „Was kostet das?“, sondern „Was für ein Leben wollen wir Pflegebedürftigen ermöglichen?“.
Wolfgang Rose, ver.di-Landesbezirksleiter: „Das heutige Pflegeforum ist die Auftaktveranstaltung der Initiative „Pflege ist mehr wert“. Wir wollen nicht länger hinnehmen, dass der Wettbewerb in der Ambulanten Pflege über Lohndumping entschieden wird, und nicht über bessere Qualität und Organisation. Tarifverträge dürfen nicht zum Konkurrenznachteil werden. Wir wollen ein einheitliches Tarifniveau für alle Beschäftigten: Der „Kirchliche Tarifvertrag Diakonie“ (KTD) soll für alle öffentlichen, gemeinnützigen und privaten Träger die verbindliche Untergrenze setzen. Diese Forderung richten wir an die Stadt und die Kostenträger.
Für Michael Imbusch (ambulante Pflegekraft), muss Pflege neu bewertet werden. „Für uns ist Pflege mehr als standardisierte Verrichtung von Handgriffen. Deshalb muss sie unter der Massgabe, dass sie sensible Arbeit mit dem Menschen darstellt, auch neu bewertet werden. Wir wollen keine Pflege im Minutentakt, bei der es nur um „satt und sauber“ geht. Persönliche Gespräche und psychosoziale Betreuung gehören zu einer humanen Pflege und müssen in den Leistungskatalog aufgenommen werden. Wir fordern ein angemessenes Gehalt, das in der Tarifpartnerschaft für alle verbindlich ausgehandelt wird, um endlich der Konkurrenzspirale auf Kosten der Beschäftigten ein Ende zu setzen.“