Der ASB Hamburg ist bereit für neue Wege - der Anfang für einen Gesamt-Strategieprozess ist gemacht

01.04.2016
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Die Lenkungsgruppe setzt sich zusammen aus: Harald Beese (OV Mitte), Uwe Wichelmann (OV Eimsbüttel), Matthias Lüschen (SE GmbH), Gerd Prüfer (LV), Angelika Mertens (LV), Uwe Lohmann (OV West), Detlef Hapke (LV), Michael Sander (GF), Inge Sockel (OV Harburg), Hans-Günter Gill (OV Bergedorf), Petra Witt (SE GmbH), Anja Selassie (LV), Silke Inselmann (ext. Beratung und Moderation). Foto: ASB Hamburg

Die Redaktion interviewte die ASB-Landesvorsitzende Angelika Mertens zum aktuellen Stand des Strategieprozesses "DOCK 2025".

Frage: Frau Mertens, im Juli letzten Jahres fand ein Treffen der haupt- und ehrenamtlichen Vertreter des ASB Hamburg statt, das es in der Konstellation sonst nicht gibt. Um was ging es bei dem Treffen?

Angelika Mertens: Das Treffen war in der Tat besonders, denn es handelte sich um die Auftaktveranstaltung für eine – ich nenne es mal – Reise, auf die sich der ASB die nächsten zwei Jahre begeben wird. Schon seit langem gibt es von verschiedenen Seiten den Wunsch, nach einer gemeinsamen Ausrichtung des ASB Hamburg. Wir sind eine Organisation mit einer langen, über hundertjährigen Tradition. Das hat viele gute Seiten, aber wir dürfen nicht stehenbleiben. Daher stellen wir uns aktuell die Frage, wie muss eine Hilfs- und Wohlfahrtsorganisation wie der ASB aufgestellt sein, damit wir auch in zwanzig Jahren noch attraktiv sind und unser Beitrag für die Zivilgesellschaft gefragt ist?

Frage: Das heißt, der ASB geht davon aus, dass er ein Auslaufmodell ist und womöglich in ein paar Jahren keine Rolle mehr spielt?

Angelika Mertens: Nein, im Gegenteil. Der ASB Hamburg ist derzeit so gut aufgestellt wie nie zuvor. Wir haben ca. 64.000 Mitglieder und beschäftigen ca. 1.300 hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Hinzu kommen noch ca. 800 ehrenamtliche Personen, wobei die Zahl aufgrund der aktuellen Flüchtlingssituation kontinuierlich steigt. Aber der ASB wird älter, nicht nur wir im Landesvorstand (lacht), sondern vor allem auch unsere Mitglieder. Was den Landesvorstand angeht, so haben wir uns schon vor zwei Jahren auf den Weg gemacht und durch unser Nachwuchsförderprogramm SIFA (Samariter in Führungsausbildung) angefangen, unsere jungen Talente für eventuelle Führungsaufgaben im Vorstand auszubilden. Das war wichtig und wird fortgeführt.

Aber das allein reicht nicht aus. Unsere Rolle als Hilfs- und Wohlfahrtsorganisation hat sich verändert und wird sich weiter verändern. Die Probleme von heute sind in ihrer Erscheinung anders als gestern. Der ASB hat seine Wurzeln in der Arbeiterbewegung. Er ist über die Jahre langsam gewachsen, was sicherlich dazu beigetragen hat, für eine feste Grundstruktur zu sorgen. Aber darauf können und dürfen wir uns nicht ausruhen. Wir leben in einer dynamischen Gesellschaft, die Fragen von heute werden andere sein als die Fragen von morgen. Demographischer Wandel, neue Wege der Kommunikation, Flüchtlingsströme – das sind nur einige Schlagworte. Wir als ASB müssen uns die Frage stellen, welche Rolle wir bei den aktuellen Themen zukünftig spielen wollen oder mehr noch, was sind unsere künftigen Themen? Wo werden wir gebraucht? Gibt es vielleicht Bereiche, die wir aktuell bedienen, die wir künftig nicht mehr brauchen? Passt unsere Struktur noch zu unseren Aufgaben?

Frage: Also - kurz gesagt - geht es um eine Gesamt-Strategieplanung. Was hat sich seit dem ersten Kick-off getan? Wo stehen Sie aktuell bei dem Prozess?

Angelika Mertens: Ja, das stimmt. Als erstes haben wir dem Kind einen Namen gegeben. „DOCK 2025“ haben wir den Prozess getauft. Über Namen kann man ja bekanntlich streiten, die Erfahrung haben wir bei SIFA auch gemacht. „DOCK“ steht sowohl für die Entstehung von Neuem als auch für die Sanierung und Überarbeitung von Altem und beinhaltet einen Hamburg-Bezug.

Über die Jahreszahl haben wir lange diskutiert – am Ende haben wir uns darauf geeinigt, erst einmal die nächsten zehn Jahre in Betracht zu ziehen.

Aber der Name ist natürlich nicht alles. Wir haben uns bei dem Kick-off darauf verständigt, dass wir uns bei diesem Prozess von einer externen Beratungsagentur unterstützen lassen wollen, bei der die Fäden zusammenlaufen und die die Moderation übernimmt. Wir haben uns hier für die Agentur widserve Wissensdienstleistungen entschieden, in persona arbeiten wir mit der Geschäftsführerin Silke Inselmann zusammen.

Frage: Frau Mertens, wenn Sie von wir sprechen, wer ist damit gemeint?

Angelika Mertens: DOCK 2025 wird gesteuert über eine Lenkungsgruppe. In der Lenkungsgruppe sind alle Ortsverbände vertreten, der Landesverband, die GmbH und Frau Inselmann als Moderatorin. Sie tagt jeden dritten Donnerstag im Monat, um über die Entwicklung von DOCK 2025 zu sprechen und - wenn nötig - Entscheidungen zu treffen.

Frage: Aber reicht es für so ein umfangreiches Projekt aus, eine Lenkungsgruppe einzuberufen, die sich einmal im Monat trifft?

Angelika Mertens: Nein, natürlich nicht. Sie haben mich nicht gefragt, warum wir uns eigentlich für die Agentur von Frau Inselmann entschieden haben. Der ausschlaggebende Faktor war die Idee einer Zukunftskonferenz. An drei Tagen, die wir vom 25.-27. November 2016 eingeplant haben, sollen ca. 60-80 Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine Antwort entwickeln zu der Frage, wie sieht der ASB 2025 aus? Die Zukunftskonferenz stellt somit einen wichtigen und großen Schritt im Rahmen unseres Strategieprozesses „DOCK 2025“ dar, mit dem wir uns den Anforderungen der Gesellschaft stellen und den ASB zukunftsfest machen wollen.

Frage: Moment, das waren jetzt sehr viele Informationen auf einmal: Zukunftskonferenz, drei Tage, 60-80 Personen, das wirft neue Fragen auf. Wer organisiert das Ganze, wo kommen die Personen her und was ist das Ziel der Konferenz?

Angelika Mertens: Die Zukunftskonferenz ist der erste große Schritt im Rahmen von DOCK 2025 und soll eine Art Aufbruch-Charakter erzeugen. Ziel dabei ist es, eine Vision bzw. ein Szenario für den ASB 2025 zu entwickeln. Darauf aufbauend werden dann die Schritte und Maßnahmen geplant, wie diese Vision erreicht werden kann. Das ist ein hoher Anspruch. Um dem gerecht zu werden, benötigen wir sowohl die drei Tage als auch einen großen Teilnehmerkreis, der eine repräsentative Schnittmenge aller Interessensgruppen des ASB widerspiegelt.
Das muss gut vorbereitet sein. Dazu haben wir eine Planungsgruppe gebildet. Dieser Gruppe gehören Michael Sander (Geschäftsführer), Inke Beese (OV Mitte), Barbara Kleine-Kampmann (Betriebsrat), Matthias Lüschen (GmbH), Frank Rauchschindel (OV Nord-Ost), Jens Schunk (LV), Anja Selassie (LV), Petra Witt (GmbH) und meine Wenigkeit an. Darüber hinaus konnten wir Wolfgang Lerche gewinnen. Wolfgang Lerche ist als Geschäftsführer des Berufsbildungswerks sehr gut vernetzt in Hamburg und bringt den Außenblick mit, den wir ASB’ler vielleicht manchmal nicht haben. Weitere externe Teilnehmerin ist Silke Inselmann, die uns auch hier berät und die Moderation innehat.
Zur Vorbereitung der Planungsgruppe gehört auch, den internen und externen Teilnehmerkreis für die Konferenz vorzuschlagen. Wie schon gesagt, wichtig ist hier vor allem ein repräsentativer Querschnitt des Haupt- und Ehrenamts im ASB.

Frage: Und das ist dann auch der Moment, an dem die Runde erweitert wird und ein größerer Kreis aus dem ASB eingebunden wird?

Angelika Mertens: Mein Herzenswunsch ist es, DOCK 2025 so transparent wir möglich zu gestalten und auf möglichst breiten Schultern zu tragen. Die Zukunftskonferenz bietet eine gute Basis dafür. Zuvor wird Michael Sander auf der Klausurtagung der ASB Sozialeinrichtungen GmbH im April die Gelegenheit nutzen, um den Prozess nochmals zu beschreiben und erste Stimmen und Feedback einzufangen.

Frage: Was wünschen Sie sich ganz persönlich für den Prozess?

Angelika Mertens: Der ASB ist schon häufig neue und innovative Wege gegangen und ist bereit für diesen Schritt, auch wenn er sicher nicht reibungslos sein wird. Ich wünsche mir, dass wir mit DOCK 2025 die ASB-Akteure der unterschiedlichen Bereiche zusammenführen konnten und ein neues Wir-Gefühl entstanden ist. Wir werden wissen, für was wir stehen und werden weiterhin einen wichtigen Beitrag leisten für unsere Zivilgesellschaft.

Frau Mertens, wir danken Ihnen für dieses Gespräch und wünschen gutes Gelingen.