1986
40.000 D-Mark Spenden für Behindertenbus
Hamburg lässt seine Samariter nicht im Stich, wenn es drauf ankommt: 1986 stiftete ein Kreditinstitut 10.000 Mark und zwei betuchte Bürger spendeten weitere 30.000 Mark für einen nagelneuen Hebebühnen-Bus, der im Zentrum der westlichen Elbvororte stationiert wurde. Damit wurden Rollstuhlfahrer und andere Gehbehinderte für den selbständigen Einkauf, auf Kulturveranstaltungen oder Ausflüge in die schöne Umgebung gefahren.
1989
St. Petersburg-Hilfsaktion – Beginn andauernder Freundschaften zwischen West und Ost
Günter Arndt erinnert sich beeindruckt: „490.000 Pakete in nur zwei Monaten – gefüllt mit Grundnahrungsmitteln.“ Die Hilfsaktion für St. Petersburg begann mit einer großen Spendenaktion in Hamburg, organisiert vom ASB, CVJM, den Friedensfrauen und dem Hamburger Abendblatt, unterstützt vom russischen Generalkonsul Kusnezow. Die Welle der Hilfsbereitschaft verstärkte die Städtepartnerschaft zwischen Hamburg und der damaligen Ostseemetropole Leningrad. Neben kulturellen Kontakten wurde Ende der 80er Jahre akute Not sichtbar. Die Paketaktion gewann eine persönliche Note durch Antwortkarten in russischer Sprache. Daraus entstanden langjährige Brieffreundschaften – noch heute pflegen 30.000 Familien den Kontakt.
Neben Hilfspaketen wurden dringend benötigte Kleidung, Medikamente und medizinische Hilfsmittel in Containern geliefert. ASB-Mitarbeiter halfen wochenlang vor Ort, unterstützten die lokale Verwaltung und bauten die dortige Samariter-Organisation auf. Während der Arbeit fiel ihnen ein weiteres Problem auf: Straßenkinder, Kriminalität, Prostitution. Mit EU-Mitteln richtete der ASB Stadtteilkantinen ein und förderte Jugendclubs – mitfinanziert durch den Verkauf sowjetischerKunstwerke in Hamburg.
Doch nicht alle Projekte verliefen reibungslos: Die „Fluchtburg“, ein für Straßenkinder und alte Menschen renoviertes Gebäude, wurde dem ASB von Behörden entzogen. Geschäftsführer Knut Fleckenstein betont: „Wir suchen nach einer neuen Lösung.“ Während die Hilfe für St. Petersburg eine lange Tradition hat, begann das Engagement für Kaliningrad (ehemals Königsberg) erst 2004. Angestoßen durch Bitten um Unterstützung, besuchte der ASB die Stadt und startete ein Hilfsprojekt.
Der Fokus lag auf alten Menschen, Straßenkindern, kinderreichen Familien und Krankenhäusern. Große Hilfslieferungen mit Betten, medizinischen Geräten und Rollstühlen wurden organisiert. Eine Weihnachtsaktion des Hamburger Abendblatts ermöglichte zudem 3.600 Geschenke für Waisenhäuser. Persönliche Begegnungen vertieften die Zusammenarbeit. Eine Delegation aus Kaliningrad besuchte Hamburg und erhielt die Zusage für einen Kinderpark. Beim Gegenbesuch zur 750-Jahr-Feier Kaliningrads überreichte der ASB dringend benötigte Fahrzeuge: einen Krankenwagen und ein Feuerwehrfahrzeug.


Wie Flüchtlingskinder vom ASB aufgefangen werden
Weltpolitik und Kriege verschonen auch Kinder nicht: Auf der Flucht landen sie entwurzelt in Lagern – und in Hamburg auf Flüchtlingsschiffen in der Elbe. Der Balkankrieg trieb viele Familien aus Serbien, Bosnien und Kroatien in die Stadt. 2000 Asylbewerber wurden hier untergebracht, darunter 200 Kinder. 17 ASB-Mitarbeiterinnen betreuten sie und halfen ihnen dabei, Ängste zu bewältigen.
Um den Kindern den Neuanfang zu erleichtern, wurde das Projekt „Es tut mir gut, ein Künstler zu sein“ ins Leben gerufen. Auf der Bibby Challenge entstand ein Atelier mit Kinderkunst an den Wänden – hier lernten die Kleinen, ihre Erlebnisse kreativ auszudrücken und gewannen an Selbstvertrauen. Der ASB und weitere Wohlfahrtsverbände starteten zusätzlich gemeinsam mit dem Privatsender RTL eine Sammelaktion für Spielzeug.
2006 wurde die Betreuung eingestellt, da die Flüchtlingszahlen sanken. Die letzte Gruppe auf der Bibby Altona musste schließen, als die Erstaufnahme nach Mecklenburg-Vorpommern verlegt wurde.
Der schwimmende Kindergarten – ASB Hamburg betreut Flüchtlingskinder
Der ASB Hamburg übernahm im Oktober 1989 im Rahmen der Aus- und Übersiedlung von Familien aus der ehemaligen DDR und aus Polen die Betreuung von Kindern. Inzwischen hat sich dieser Arbeitsbereich vergrößert. Gegenwärtig werden Kinder von Asylbewerberfamilien aus über 20 Nationen – überwiegend aus Bosnien, Afghanistan, Algerien und der Türkei – betreut. Der größte Teil der 145 Betreuungsplätze befindet sich auf den Flüchtlingswohnschiffen in Neumühlen. Auf zwei weitere Unterkünfte im Hamburger Stadtgebiet entfallen die anderen 65 Betreuungsplätze.
Auch wenn nur zwei Mitarbeiter für eine Gruppe von 25 bis 45 Kindern zur Verfügung stehen, wächst die Motivation stetig, den Kindern ein paar schöne, behütete Stunden in ihrer eingeschränkten, von Problemen überschatteten Welt zu schaffen. Die Belastung der Kinder durch Kriegs- und Fluchttraumata ist enorm und wird durch die beengte Wohnsituation nicht geringer. Hinzu kommen häufig Verständigungsschwierigkeiten infolge schlechter Deutschkenntnisse.
Umso wichtiger ist das Engagement der ASB-Mitarbeiter. Sie stellen sich in ihrer Arbeit auf die psychosoziale Situation der Kinder ein. Nur so können sie ihnen Entwicklungsmöglichkeiten bieten und wenigstens teilweise den Lebensraum schaffen, der Kindern gerecht wird. Jeder junge Mensch hat ein Recht auf Förderung seiner Entwicklung und Erziehung. Dieses Leitmotiv ist die Basis der ASB-Arbeit in der Flüchtlingskinderbetreuung. Finanzielle Spielräume gibt es nicht, da die Finanzierung über eine knapp bemessene Pauschalvergütung erfolgt.