Kinder gut durch die Pandemie begleiten

26.05.2021
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  • Sozialeinrichtungen GmbH, 
  • Kinder und Jugend
Die Kita ist für Kinder ein wichtiger Ort für ihre Entwicklung

Die Pandemie darf nicht auf dem Rücken der Kinder ausgetragen werden. Kitas sind prägende Bildungsorte und Stützpfeiler der Gesellschaft. Wie können wir diese in Zeiten von Corona erhalten, ohne die Gesundheit der Familien und Fachkräfte zu gefährden? Dies war Thema der Online-Podiumsdiskussion vom Paritätischen Wohlfahrtsverband Hamburg mit Experten und Fachkräften.

Mit den sinkenden Inzidenzen und der steigenden Impfquote schlagen wir vorsichtig den Weg zu einem normalen Alltag ein. Unter Einhaltung der strengen Corona-Maßnahmen haben Schulen und Kitas wieder geöffnet und auch das öffentliche Leben nimmt wieder Gestalt an. Jetzt beginnt die Zeit der Analysen und Aufbereitung. Was haben wir als Gesellschaft richtig gemacht? Wo wurden Fehler begangen? Was können wir daraus für die Zukunft lernen?

„Wenn die Krise die neue Kita-Normalität ist: Handlungsfähig bleiben und Kinder gut durch die Pandemie begleiten." Dies war das Motto der Podiumsdiskussion vom Paritätischen Wohlfahrtsverband Hamburg mit Dr. Dirk Bange, Hamburger Sozialbehörde, Prof. Dr. Jörg Dötsch, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin sowie Direktor der Kinder und Jugendmedizin UK Köln, Dr. Rolf Kaiser, Virologe UK Köln, Rolf Mohr, Leiter der Abteilung Kinder & Jugend beim ASB Hamburg, Viola Riedel, Vorstand Landeselternausschuss Kindertagesbetreuung Hamburg, Ralf Slüter, Geschäftsführung Hamburger Kinderschutzbund und Anja Stegemann, Leiterin Kita Kinderschlupf.

Die in der Online-Podiumsdiskussion zusammengetragenen Erfahrungen der Experten zeigten deutlich, wie sehr die Pandemie und die dadurch ergriffenen Maßnahmen wie die Lockdowns, Quarantäne, Homeoffice und -schooling Familien unter Stress gesetzt und psychisch angegriffen haben. Über ein Jahr oft auf engstem Raum zu leben, mit ständigen negativen Meldungen, abgeschnitten von sozialen Kontakten, kamen viele Erwachsene an ihre Grenzen. Für die Kinder war es ein großer Einschnitt in ihre gesunde Entwicklung, da die soziale Interaktion für sie essenziell ist. Sie wollen toben und kreativ sein. Ihnen fehlt die Erfahrung des Vorübergehens einer Krise, die daraus resultierende Perspektive, die zugleich eine innere Ruhe mit sich bringt. Kinder können sich noch nicht adäquat ausdrücken, sich mitteilen, ihre Ängste und Sorgen artikulieren.

„Für ein fünfjähriges Kind bedeutet ein Jahr Pandemie, das es ein Fünftel seines Lebens im Ausnahmezustand verbrachte“, sagt Rolf Mohr. Verglichen mit einem 50-jährigen Menschen hätte dieses 10 Jahre seines Lebens am Stück eine noch nicht da gewesene Krise durchleben müssen. Der Tenor der Experten war einstimmig: Kinder benötigen einen stärkeren Fokus in unserer Gesellschaft, mehr Rechte und deutlich mehr Unterstützung. Kinderspielplätze zu schließen, damit der Alltag der Erwachsenen erleichtert wird, kann nicht die Lösung sein.

Es bedarf einer umfassenden Betreuung der Kinder. Die Pandemie hat die wichtige Rolle der Kitas in unserer Gesellschaft gravierend unterstrichen. Sie sind mehr als ein Ort, an dem man sein Kind abgibt. Kitas sind der Garant, dass Kinder sie selbst sein können, an dem sie spielen, toben, lernen, sich auszutauschen und loslassen können. Der Schutzraum, an dem man ihnen zuhört, sie auffängt und ein Ausgleich zum familiären Alltag sein kann. Starke Kitas führen zu starken Kindern und Familien. Dazu braucht es ausreichend Kitas mit gesunden und motivierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das kostet Geld. Das hat die Hamburger Sozialbehörde früh erkannt und den Betreibern der Kitas und ihren Mitarbeiter*innen finanzielle Sicherheit geboten. Ebenso wichtig war der Behörde, dass die Mitarbeitenden bei den Schutzimpfungen auf der Prioritätenliste oben stehen. Dadurch konnten die Betreuenden täglich ihre gesellschaftlich bedeutungsvolle Aufgabe wahrnehmen.

Die Betreuung der Kinder während einer Pandemie bedeutet aber nicht nur, den Betrieb einer Kita sicherzustellen. Rolf Mohr unterstrich die Notwendigkeit, den steten Kontakt zu Kindern und Familien aufrecht zu erhalten, denn wer in Verbindung bleibt, kann zuhören, Brennpunkte erkennen und unterstützend eingreifen. Eine Aufgabe, der sich die Kitabetreiber gerne stellten und in die sie ihre Mittel investierten; notwendige Investitionen, bei denen künftig die öffentliche Hand noch mehr gefordert ist. Der Besuch einer Kita in Zeiten der Pandemie bedeutet auch, dass die Kinder schnell, regelmäßig und zuverlässig getestet werden. Rachenabstriche und nasale Tests hatten sich als wenig geeignet herauskristallisiert. Eine Lösung zeigte Prof. Dr. Jörg Dötsch mit dem Lollitest auf, bei der es sich um einen morgendlichen, kindgerechten Test handelt, der noch am gleichen Tag Ergebnisse liefert. Die Experten waren sich zum Schluss der Diskussion einig: Mit den mittlerweile erprobten Maßnahmen und einem noch stärken Fokus auf die Bedürfnisse der Kinder gehen sie zuversichtlich in die Zukunft.